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10 Feb Interview im „Neuen Merker“

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Der Bariton Klemens Sander, der in Wien bei Helena Lazarska und Robert Holl studierte und seitdem auf internationalen Bühnen zu Hause ist, verfügt über ein umfangreiches Opernrepertoire (u.a. Onegin, Papageno, Don Giovanni, Orest, Belcore, Silvio, Marcello, Graf Almaviva, Harlekin, Falke, Donner, Escamillo). Einen besonderen künstlerischen Schwerpunkt stellt für ihn das Liedrepertoire dar. Die aktuelle CD ist nun seine dritte Solo-CD und die zweite Einspielung gemeinsam mit Ehefrau und Pianistin Uta Sander, die am Mozarteum Salzburg studierte, ein Masterstudium im Fach Kulturmanagement an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien absolvierte und neben ihrer künstlerischen Arbeit in der Direktion der Wiener Staatsoper tätig ist.

Das sympathische Künstlerpaar sprach über die Bedeutung von Wort und Melodie und gab humorvoll Auskunft darüber, wie es ist, mit dem künstlerischen Partner verheiratet zu sein.

Vor kurzem erschien Ihre CD „Das Lyrische Intermezzo“, auf welcher die „Dichterliebe“ von Robert Schumann zu hören ist … ein Zyklus, der für Sie besondere Bedeutung hat?

U: Vor 17 Jahren lernten wir einander in Salzburg kennen, wo ich neben dem Studium im Orchestermanagement tätig war. Klemens war als Solist bei einigen Konzerten mit dem Orchester engagiert. Unser erstes gemeinsames Projekt war dann die „Dichterliebe“, und Klemens quälte mich mit ganz fiesen Tonarten! (lacht)

K: Am gebräuchlichsten sind die Transpositionen der Edition Peters, doch es existiert auch eine Ausgabe von Clara Schumann, die „Zwischentonarten“ enthält. Diese liegen mir als Bariton besser, fürs Klavier sind sie allerdings nicht so angenehm …

U: Diesen Zyklus haben wir noch sehr oft gemeinsam gestaltet, unter anderem bei meinem Abschlusskonzert in Salzburg. Im Laufe der Zusammenarbeit stellten wir fest, dass die Wellenlänge nicht nur musikalisch passt!

Herr Sander, Texte spielen besonders in den so genannten „großen“ Zyklen eine große Rolle. Worauf lenken Sie zuerst Ihre Aufmerksamkeit, auf die Melodie oder auf die Texte?

K: Es gibt bei der Zusammenstellung eines Programms unterschiedliche Herangehensweisen. Wenn man ein Programm für ein vorgegebenes Thema zusammenstellt, sucht man adäquate Texte. Doch die Lieder müssen natürlich auch zur Stimme passen! Bei den großen Zyklen ist schon eine Linie vorgegeben, man kann sich als Sänger sozusagen fallen lassen. Bei Programmen mit sehr konkreter Thematik muss man manchmal Werke von Komponisten aus unterschiedlichen Epochen wählen. Das macht es schwer, einen schlüssigen roten Faden zu finden und vor allem zu transportieren. Wenn es möglich ist, gruppiere ich vier bis fünf zusammenhängende Lieder, wodurch ich das Publikum durch emotionale Entwicklung führen kann.

Lenkt es Sie ab, wenn Sie bei einem Liederabend auf die Scheitel der Zuhörer blicken, weil das Publikum in die Programme vertieft ist?

K: Gesang ist Kommunikation, und bei einem Liederabend ist es mir besonders wichtig, den unmittelbaren Kontakt zu den Zuhörern zu halten. Das gelingt über Blickkontakt natürlich am besten, und auf der Konzertbühne sieht man das Publikum viel direkter als auf der Opernbühne! Als ich mir in der Staatsoper „Der Spieler“ ansah, war ich durch den russischen Text sehr darauf konzentriert, die Übersetzung am Display mitzulesen. Dadurch kann es passieren, dass man Wesentliches auf der Bühne versäumt – in diesem Fall sehr schade, denn es war eine tolle Produktion!

Bildergebnis für klemens und uta sander

 Auf Ihrer aktuellen CD liest Cornelius Obonya die unvertonten Gedichte der Gedichtsammlung „Lyrisches Intermezzo“ von Heinrich Heine. Diese Kombination von Wort und Ton bietet Abwechslung, rückt Altbekanntes in ein neues klangliches Licht … auf CD findet man diese Kombination seltener?

U: Die Mischung von Gesang und gelesenen Texten erfordert eine höhere Konzentration vom Zuhörer. Unsere CD dauert 75 Minuten – da verlangen wir vom Publikum schon ziemlich viel! Das Schöne ist, dass gerade diese Kombination die Sache so spannend macht – 75 Minuten vergehen wie im Flug, sowohl für uns Ausführende als auch für das Publikum. Das haben wir vor allem in den Konzerten mit diesem Programm immer wieder erstaunt festgestellt, z.B. im Gläsernen Saal des Musikvereins oder beim Oxford Lieder Festival. Also keine Angst vor 65 Gedichten!

K: Schumann vertonte ursprünglich 20 Lieder aus dem „Lyrischen Intermezzo“, plus „Die Lotosblume“, die er aber immer gesondert betrachtete. Warum vier Lieder aus dieser „Ur-Dichterliebe“ herausgenommen wurden und der Zyklus in der heute bekannten Form mit 16 Liedern veröffentlicht wurde, darüber gibt es nur Spekulationen. Wahrscheinlich war der Verleger der Ansicht, dass sich die „Dichterliebe“ in dieser kürzeren Form leichter und besser verkauft. Das „Lyrische Intermezzo“ von Heine umfasst 65 Gedichte plus Prolog. Als ich das komplette Werk las, war ich begeistert, welch spannende Geschichte der Zyklus offenbarte und wie viele weitere Facetten zum Vorschein kamen, die ich in der „Dichterliebe“ allein nicht entdeckt hatte! So wurde die Idee geboren, das gesamte Werk aufzunehmen.

U: Heine erlebte gerade eine herbe Enttäuschung, da seine Liebe zu Cousine Amalie keinen glücklichen Ausgang nahm. Diese Enttäuschung ist durch die bissigen und bitteren, fast satirischen Elemente spürbar, manche der unvertonten Gedichte sind regelrecht böse! Schumann hingegen war gerade im siebten Himmel wegen seiner Clara, daher wählte er die romantischsten und „lieblichsten“ Gedichte für eine Vertonung aus.

Erstaunlich, dass ein Komponist in dieser verliebten Phase einen Zyklus über unglückliche Liebe schreibt!

K: Ja, allerdings! Er hat sich aber auch bei den „glücklich verliebten“ Liedern wirklich ausgetobt!

Der Gesamtzyklus enthält von der Verliebtheit über die Enttäuschung ein breites Spektrum, diese vielfältigen Facetten kommen in den Gedichten besonders zur Geltung. Cornelius versteht es wunderbar, diese Stimmungen zu transportieren! Man meint, den Liederzyklus zu kennen. Doch in Kombination mit diesen bissigen Gedichten bekommen die eher romantischen Lieder eine völlig neue Bedeutung. Man hört sie aus einer anderen Perspektive.

Wie entstand die Zusammenarbeit mit Cornelius Obonya?

K: Ich kenne Cornelius schon seit 2010, als er in einem Musik-Literatur-Konzert für Michael Köhlmeier einsprang, mit dem ich zuvor einige Programme gestaltet hatte. Das erste gemeinsame Projekt mit Cornelius bestand aus einer Kombination von Grimms Märchen und einer Auswahl an Balladen beim Schleswig-Holstein Musik Festival und im Wiener Musikverein / Gläserner Saal. Danach widmeten wir ein Programm dem Thema „Don Quijote“, Cornelius las aus den Texten von Miguel de Cervantes, wir präsentierten Lieder von Jacques Ibert, Maurice Ravel und Henri Duparc. Die aktuelle CD, „Das Lyrische Intermezzo“ ist nun unsere dritte Zusammenarbeit und ich bin bei jedem neuen Projekt wieder fasziniert, wie mitreißend und packend Cornelius das Publikum in seinen Bann zieht.

Es gibt von Ihnen beiden bereits eine gemeinsame CD, Sie spielten „Die schöne Müllerin“ ein – auch ein Zyklus mit langer Vergangenheit für Sie beide?

K: Überhaupt nicht! Im Gegensatz zur „Winterreise“, die ich schon zu meinem Diplom sang, habe ich viel länger gebraucht, mich der „Müllerin“ zu „nähern“. Vielleicht lag das auch an der allgemeinen Auffassung, dass die „Müllerin“ von einem Tenor gesungen werden sollte – aber das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. (lacht) Die Winterreise steigt emotional auf einem bereits sehr „tiefen“ Level ein und hält dieses bis zum Ende. Für mich endet die Winterreise nicht mit dem Tod, sondern, eigentlich noch viel schlimmer, in der Ausweglosigkeit.

„Die schöne Müllerin“ hingegen beginnt für den Müller mit überschwänglichen und positiven Gefühlen. Die Zweifel kommen schnell, doch besonders die sprunghaften Emotionen machen den Zyklus zum Zuhören, aber vor allem zum Interpretieren sehr lebendig!
In der „Schönen Müllerin“ drücken zehn Lieder Hoffnung bis Verliebtheit aus, ein einziges Lied handelt von der Erfüllung der Liebe – danach führen neun Lieder bis zum bitteren Ende. Was ist Ihrer Meinung nach tatsächlich „passiert“?

K: Für mich existiert die Müllerin nicht in der Realität, sondern nur als Trugbild, im Kopf des Müllersburschen. Wir finden auch nur ein einziges direktes Zitat von der Müllerin selbst, im 10. Lied. Diese Geschichte und ihre Entwicklung sind ja fast krankhaft. Aber natürlich kann es sein, dass der Müllersbursch einmal einem Mädchen begegnet ist, in das er all diese Gefühle und Sehnsüchte hineinprojiziert.

U: Die andere Variante ist, dass sie zwar sehr wohl existiert, dass er sie aber nie angesprochen hat. Dass sie gar nichts weiß von seinen Gefühlen. Diese Deutung liegt mir näher!

Gerade diese großen Zyklen bergen eine Unzahl von Interpretationsmöglichkeiten. War es schwierig, gemeinsam zu einer Interpretation zu finden?

U: Die „Schöne Müllerin“ haben wir aufgenommen, bevor wir damit öffentlich aufgetreten sind, die „Dichterliebe“ begleitet uns schon länger, wodurch wir uns bei dieser Einspielung weniger zusammenraufen mussten als bei der „Müllerin“! (lacht) Bei der „Müllerin“ sind teilweise die Fetzen geflogen und auch beim „Lyrischen Intermezzo“ gab es einigen Zündstoff. Es gibt kaum einen Ton auf der CD, der nicht bis ins Kleinste diskutiert wurde! Doch unsere Diskussionen führten letztendlich dazu, dass die CD ein rundes Ganzes wurde.

K: Eine besondere Herausforderung an der „Schönen Müllerin“ ist das Auswendiglernen! (lacht) Für die Strophenlieder braucht es eine Weile, bis man sie intus hat. Doch je öfter man sie singt, umso mehr Zusammenhänge ergeben zwischen den Liedern. Einige der Lieder beinhalten eine sehr subtile Traurigkeit. Die einzige Zeile von ihr, „ade, ich geh nach Haus!“ – nur weil eine seiner Tränen in den Bach fällt, und sie unbedarft meint „oh, es regnet!“ – das birgt für mich eine sehr tiefe Traurigkeit. Sie bemerkt nicht einmal, wie es um ihn steht.

Frau Sander, Schubert und Schumann waren selbst hervorragende Pianisten; daher spielt besonders bei diesen Zyklen der Klavierpart eine enorme Rolle.

U: Das Kammermusikalische ist besonders in diesen Zyklen essentiell, für mich aber auch generell in der Liedbegleitung. Der Hauptfokus liegt natürlich auf dem Gesang, doch das Klavier hat besonders bei Schumann einen sehr wichtigen Part. Ich liebe die Nachspiele in der „Dichterliebe“, und es bereitet mir eine große Freude, an den Klangfarben und melodischen Linien, die natürlich jeder Pianist anders sieht, zu feilen und Feinheiten herauszuarbeiten! Das Streben nach einem harmonischen Ganzen steht immer im Vordergrund.

„Das Lyrische Intermezzo“ stellt hohe technische Herausforderungen an den Pianisten, zum Beispiel in „Es leuchtet meine Liebe“. Da ist der Klaviersatz derart kompakt, das bringt einen wirklich ins Schwitzen! Durch das ganze Lied hindurch sind alle 10 Finger durchgehend im Einsatz, in einem schwindelerregenden Tempo – und dann soll es auch noch leicht und luftig klingen.

Doch das eigentlich Faszinierende sind die vielschichtigen Stimmungen, die es zu vermitteln gilt. Beispielsweise in „Mein Wagen rollet langsam“, das in der „Dichterliebe“ nicht enthalten ist, finden sich schon im Vorspiel wunderbare Nuancen und Farben! Und das Nachspiel nach dem letzten Lied ist eine eigene Welt für sich und ein Traum für jeden Pianisten.

… wie sehr „kränkt“ es eine Pianistin, wenn bei Liederabenden doch eher der Sänger im Vordergrund steht?

U: Da ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe, habe ich damit kein Problem. (lacht) Aber ohne das Zusammenspiel ist ein Liederabend klarerweise nur die halbe Miete, daher ist der Pianist genauso wichtig wie der Sänger, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Der Pianist steht nicht im Blickkontakt mit dem Publikum, die Kommunikation findet hauptsächlich zwischen Sänger und Publikum statt. Es ist der Sänger, der über den Text den Inhalt transportiert, aber die Stimmungen und Emotionen wecken Sänger und Pianist gemeinsam!

K: Von der Sängerwarte aus gesehen, braucht man einen Pianisten, der mitatmet, der den Sänger unterstützt, um auch kleine Details begleiten zu können, minimale Veränderungen, die einem spontan im Konzert einfallen. Das kann man nicht proben, weil vieles in der Situation, auch mit dem Publikum, entsteht! Dadurch, dass Uta und ich seit Jahren so intensiv zusammenarbeiten, kann ich mich auch auf der Bühne hundertprozentig auf sie verlassen.

Der CD-Markt ist mittlerweile nicht gerade einfach …?

U: Ja, das ist wohl wahr – es wird immer schwieriger, CDs auf den Markt zu bringen. Die großen Labels setzen seltener auf Projekte, die eher Nischen bedienen. Uns war es wichtig, unsere beiden Herzensprojekte, „Die Schöne Müllerin“ und „Das Lyrische Intermezzo“, genauso zu verwirklichen, wie wir sie uns vorgestellt haben. Daher sind unsere beiden gemeinsamen CDs mittels Crowdfunding entstanden. Viele Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber haben dazu beigetragen, dass diese Projekte verwirklicht werden konnten und dafür sind wir sehr dankbar! Natürlich steckt auch besonders hinter einer Crowdfunding-Kampagne enorm viel Arbeit, aber es ist sehr beglückend zu sehen, dass man Menschen auf diese Weise für eine Idee begeistern kann! Wir waren sehr positiv überrascht, wie gut das in beiden Fällen geklappt hat. Ich bin sicher, Crowdfunding ist für CD-Produktionen ein Modell der Zukunft.

K: Der CD-Markt gestaltet sich tatsächlich immer schwieriger. Mich erstaunt vor allem eines: Die Produkte werden mit hochentwickelten Technologien aufgenommen, die Qualität wird raffinierter – und dann wird die Musik im MP3-Format wiedergegeben, auf teilweise sogar richtig schlechten Geräten. Dabei ist bereits die CD ein Kompromiss, weil man die Qualität der Aufnahme nie ganz ohne Qualitätsverlust auf ein Medium brennen kann.

Letzten Endes soll die CD doch Lust machen auf das Live-Konzert!

K: Das hoffen wir! Ein Liederabend live vermag die Emotionen natürlich viel unmittelbarer zu transportieren. Man singt auch anders, wenn man auf der Bühne steht als im Aufnahmestudio – und es sind andere Dinge wichtig, die Kommunikation mit dem Publikum steht im Vordergrund. Im Studio liegt natürlich ein Schwerpunkt auf perfekter Ausführung bis zur letzten Frequenz – da ist es manchmal eine Herausforderung, nicht den großen Bogen zu verlieren. Es soll ja auch auf der CD eine wahrhaftige und „echte“ Interpretation festgehalten werden.

Es gelingt Ihnen beiden sehr gut, Berufliches und Persönliches zu verbinden, und sicher hat es Vorteile, wenn man einander gut kennt – man kann viel direkter auf die Musik, die Interpretation des anderen eingehen. Dennoch braucht es auch ein besonderes Fingerspitzengefühl … oder TAKTgefühl?

K: Wenn auch manchmal der Weg ein unterschiedlicher ist, haben wir letzten Endes eine ähnliche Sichtweise auf die Interpretation eines Werkes. Die Kommunikation verläuft ganz anders, wenn man verheiratet ist oder wenn man mit einem „Fremden“ musiziert. Bei einem Außenstehenden verpackt man beispielsweise Kritik sehr viel diplomatischer und redet mehr um den heißen Brei herum.

U: Wenn wir ein gemeinsames Programm erarbeiten, ist die Kommunikation zwischen Klemens und mir viel direkter und schonungsloser. Das ist manchmal hart, andererseits spart es auch Zeit. Wichtig ist es, einen Modus zu finden, Kritik zu geben und Kritik anzunehmen. Und man lernt von CD-Projekt zu CD-Projekt dazu!

Welche Auftritte stehen derzeit am Programm?

U: Zunächst präsentieren wir natürlich „Das Lyrische Intermezzo“ in einigen Konzerten, unter anderem am 22. April in Lafnitz in der Steiermark (www.pro-cultura.at), später dann einige Male in Deutschland.

K: Das vergangene Jahr war für die Familie eine echte Herausforderung. Ich war 7 Monaten von 12 unterwegs… Derzeit bin ich ziemlich mit Opernprojekten eingedeckt, mit u.a. Faninal im „Rosenkavalier“ und Besenbinder in „Hänsel und „Gretel“ in Deutschland, in Frankreich „Zauberflöte“ mit „ Les Talens Lyriques“ unter Christophe Rousset, die hier in Wien 2016 Glucks „Alceste“ dirigierte. Es ist eine ganz neue Erfahrung, Mozart in einer 430-Hertz-Stimmung zu singen. Da geht man kaum mehr ins Passagio, und es wird klar, wie intelligent Mozart für Schikaneder komponiert hat, der ja keine ausgebildete Gesangsstimme hatte! Gerade bin ich aus Japan zurückgekehrt, wo ich die letzten 4 Wochen den Dr. Falke in der „Fledermaus“ am New National Theatre Tokio gesungen habe. Es war eine Inszenierung von Heinz Zednik unter der Leitung von Alfred Eschwé mit großteils Wiener Besetzung, mit Adrian Eröd als Eisenstein. Das Frühjahr ist nun ein wenig „familienfreundlicher“, mit einigen Konzerten in Österreich, z.B. einem Mozart Requiem im Stephansdom im April. Im Sommer freue ich mich u.a. auf eine ganz besondere Winterreise beim Festival „Schubert in Gastein“ mit Mitgliedern der Camerata Salzburg in einer Fassung für Bariton und Streichtrio von Shane Woodborne.

… wahrscheinlich ist es bei der Einstudierung neuer Stücke praktisch, die Korrepetitorin gleich daheim zu haben …?

K: Diese Vermutung liegt nahe und wäre wünschenswert, ist in unserem Fall aber ein Trugschluss… Um neue Rollen einzustudieren, engagiere ich nach dem ersten Studium der Noten einen Korrepetitor.

U: Mit unseren beiden Kindern, die jetzt sechs und elf Jahre als sind, und mit meinem Beruf an der Staatsoper wäre das auch zeitlich gar nicht zu schaffen…
K: Die „Schöne Müllerin“ und „Das Lyrische Intermezzo“ haben wir immer geprobt, nachdem wir die Kinder ins Bett gebracht haben. Die beiden hatten also jeden Abend die gleiche Einschlafmusik, die Armen. Positiver Nebeneffekt: beide können nun beide Zyklen auswendig und sozusagen rückwärts! Vielleicht sollten wir jetzt langsam mit der „Winterreise“ beginnen…!

Vielen Dank Ihnen beiden für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihren Projekten!

www.klemenssander.com

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