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10 Okt Kritik: Winterreise im Stefaniensaal Graz

Farben des Liebesleids
Klemens Sander fesselte mit der „Winterreise“

Kleine Zeitung, 6. Oktober 2021

Auf wie viele Arten kann man Emotionen rund um eine unglückliche Liebe musikalisch ausdrücken? Franz Schubert konnte es in den 24 Liedern seine „Winterreise“ auf unzählige, immer wieder neue Arten. Enttäuschung und Resignation, anfänglicher Groll, Tagträume und Gehetzheit weichen einer tiefen Hoffnungslosigkeit bis hin zur Todessehnsucht.

In der Reihe „musikabendeGRAZ“ berührte Bariton Klemens Sander – am Klavier stimmig begleitet von Impresario Christian Schmidt – mit einer glaubwürdigen Interpreation all dieser Emotionen. Mit warmem Timbre, textverständlich und mit vollem, schönen Klang in den Höhen wie in der Tiefe zeichnete der Oberösterreicher die Stimmungswechsel des lyrischen Ichs im Stefaniensaal überzeugend nach.

Einzig verstörend war, dass Schmidt in der Einführung ankündigte, der Liederzyklus gehe (im Gegensatz zur „Müllerin“) gut aus, Das letzte Lied, der „Der Leiermann“, mache Hoffnung. Man fühlte sich wie ein Kind, dem man sagt, Bambis Mutter sei nicht wirklich tot. Die Kraft von Schuberts Musik und Sanders brillante Interpretation vereitelten glücklicherweise einen hoffnungsfrohen „Leiermann“.

Eva Schulz

www.musikabendegraz.at

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